krisenkommunikation

5 typische Fehler in der Krisenkommunikation – und wie Sie sie vermeiden

Menschen in suizidalen Krisen brauchen Sicherheit, Verständnis und Halt. Gerade Einsatzkräfte wie Höhenretter, Leitstellenbeamte oder Polizeibeamte geraten oft plötzlich in diese Situationen – meist ohne vertiefte psychologische Ausbildung, aber unter hohem Zeitdruck und Stress.

Hier sind fünf typische Fehler, die häufig passieren, und konkrete Ansätze, wie man sie vermeiden kann.

1. Zu schnelles Reden oder Überreden wollen

„Springen Sie nicht! Denken Sie doch mal an Ihre Familie!“

Problem:

  • Druck, Appelle oder Überredungsversuche können Abwehrreaktionen verstärken.
    • Die Person fühlt sich häufig nicht verstanden, sondern bedrängt.

Besser so:

  • Ruhig und langsam sprechen – die eigene Stimme wirkt beruhigend.
    • Keine schnellen Lösungen anbieten.
    • Raum geben, damit der andere reden kann.
    • Beispiel: „Ich bin jetzt hier, um mit Ihnen zu sprechen. Können Sie mir erzählen, was passiert ist?“

2. Tabuisieren oder Wegreden der Suizidgedanken

„Ach, das meinen Sie doch gar nicht ernst.“

oder

„Darüber reden wir jetzt nicht.“

Problem:

  • Viele Einsatzkräfte haben Angst, das Thema Suizid anzusprechen, weil sie glauben, es könne die Gedanken verstärken.
    • Tatsächlich fühlen sich Betroffene oft entlastet, wenn offen über ihre Gedanken gesprochen werden darf.

Besser so:

  • Offen und wertfrei nachfragen: „Darf ich fragen, ob Sie darüber nachdenken, sich das Leben zu nehmen?“
    • Zuhören, ohne zu bewerten.
    • Gefühle ernst nehmen, auch wenn die Lage unlogisch erscheint.
Jahre Erfahrung
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3. Zu viel reden und zu wenig zuhören

„Sie müssen doch sehen, dass es andere Wege gibt!“

Problem:

  • Menschen in akuten Krisen brauchen Gehör und Verständnis, keine Vorträge.
    • Wenn Einsatzkräfte zu viel reden, nehmen sie den Betroffenen die Chance, sich selbst mitzuteilen.

Besser so:

  • Aktiv zuhören: Signale geben wie „Mhm“, „Ich verstehe“ oder Kopfnicken.
    • Wiederholen oder paraphrasieren: „Sie haben alles versucht und es scheint Ihnen gerade, als gäbe es keinen Ausweg. Habe ich das richtig verstanden?“
    • Schweigen aushalten – oft beginnt die Person nach einer Pause von selbst zu reden.

4. Schuld, Moral oder Scham auslösen

„Wie können Sie nur an sowas denken? Ihre Familie wird am Boden zerstört sein!“

Problem:

  • Schuldzuweisungen oder moralischer Druck verstärken häufig die Verzweiflung.
    • Betroffene fühlen sich ohnehin oft schon wertlos und belastend für andere.
    • Solche Aussagen können das Gefühl verstärken, keinen Platz mehr in der Welt zu haben.

Besser so:

  • Empathie statt Moral: „Es klingt, als wäre das gerade unglaublich schwer für Sie.“
    • Gefühle anerkennen, ohne sie zu verstärken.
    • Fokus auf Beziehung und Kontakt statt Belehrung.

Zertifizierter Deeskalationsmanager 

5. Keine klare Struktur im Gespräch haben

„Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte und habe einfach drauflosgeredet.“

Problem:

  • In akuten Krisensituationen reagieren Einsatzkräfte oft intuitiv, aber ohne Plan.
    • Dadurch wirken Gespräche chaotisch, was die Unsicherheit verstärken kann.

Besser so:

Orientiere dich an einer einfachen Gesprächsstruktur – zum Beispiel dem SABA-Prinzip:

  1. Sicherheit schaffen: „Ich bin da. Sie sind nicht allein.“
    2. Ansprechen: Offene Fragen stellen, keine Tabus.
    3. Beruhigend wirken: Eigene Emotionen kontrollieren, Stimme senken.
    4. Abgeben: Übergang an Fachkräfte klar kommunizieren.
Zusammenfassung

Fehler

Folge

Besser so

Überreden wollen

Betroffene fühlen sich bedrängt

Ruhig bleiben, zuhören, Raum geben

Suizidgedanken tabuisieren

Gefühl von Isolation verstärkt sich

Offene, wertfreie Ansprache

Zu viel reden, zu wenig zuhören

Betroffene ziehen sich zurück

Aktiv zuhören, paraphrasieren, schweigen aushalten

Schuld und Moral betonen

Scham und Hilflosigkeit nehmen zu

Empathie, Gefühle anerkennen

Kein Gesprächsplan

Verwirrung und Unsicherheit

Einfache Struktur wie SABA nutzen

Fazit

Einsatzkräfte müssen in suizidalen Krisen keine Psychologen sein. Was zählt, ist ruhige, klare und empathische Kommunikation:
• Zuhören statt überzeugen
• Gefühle ernst nehmen
• Tabus abbauen
• Kontakt halten und Struktur geben

Schon das Dasein und Zuhören kann der entscheidende Faktor sein, der einen Menschen zurück ins Hier und Jetzt holt.

Erfahrung aus Extremsituationen – für Ihre Sicherheit.

Seit 2007 begleite ich als polizeilicher Verhandlungsführer hochkritische Einsätze – von Geisellagen über Terrorbedrohungen bis hin zu komplexen Krisenszenarien.
Dieses Wissen über Eskalationsdynamiken, Kommunikation und Strategien in Extremlagen bringe ich heute in die Beratung von Unternehmen, Behörden und Interessenvertretungen ein.

Mein Ansatz: klar, lösungsorientiert und erprobt unter höchstem Druck.

✔ Seit 2007 Erfahrung als polizeilicher Verhandler
✔ Zertifizierter Deeskalationsmanager (NLP-basiert)
✔ Spezialisierung auf Krisen- & Konfliktkommunikation
✔ Kombination aus Praxis, Strategie & psychologischem Know-how
✔ Beratung vor Ort & online verfügbar

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